Wie man Unternehmen die Angst vor der Digitalisierung nimmt

Marlen Schlosser zeigt mit Ihrer Firma, warum Digitalisierung eine Chance ist

Marlen Schlosser ist Geschäftsführerin der Schlosser Holzbau GmbH. Sie hat ihr Familienunternehmen ganz schön umstrukturiert. Warum, erzählt sie im ausführlichen Gespräch über den digitalen Wandel und den Menschen als Gewohnheitstier.

Marlen Schlosser, Sie sind 2010 in das Familienunternehmen Ihres Vaters eingestiegen und heute neben ihm und ihrem Onkel Geschäftsführerin. Wie hat sich das Unternehmen durch Sie weiterentwickelt?

Als ich eingestiegen bin, habe ich oft gesehen, dass wir Geld unnötig ausgegeben haben, weil Prozesse zwischen den einzelnen Bereichen nicht abgestimmt waren und die Kommunikation nicht funktioniert hat. Wir haben begonnen, das Unternehmen zu digitalisieren und Prozesse zu vereinfachen, um effektiver zu werden. Ursprünglich kommen wir aus dem Handwerk und entwickeln uns zu einem handwerklich geprägten Industrieholzbauunternehmen. Derzeit haben wir 80 Mitarbeiter, für ein klassisches Handwerksunternehmen sind wir schon zu groß. Mir war wichtig, dass wir uns zu einem handwerklichen Industrieunternehmen entwickeln. Dabei spielt Digitalisierung eine große Rolle.

Wie setzen Sie Digitalisierung im  Unternehmen um?

Zum Beispiel mit Virtual Reality. Wir zeichnen Bauprojekte in 3D und der Kunde kann mit einer bestimmten Brille das Projekt in 3D ansehen und durchspazieren. Das ist natürlich ein großer Wandel und entscheidend ist es nicht nur, diese Technologien einzusetzen, sondern vor allem auch, seine Mitarbeiter dafür fit zu machen und zu begeistern. Das ist die eigentliche Herausforderung. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und will den Ist-Zustand nicht aufgeben, weil er Sicherheit bedeutet. So große Veränderungen bringen neben dem Risiko, dass Ängste entstehen, auch Instabilität ins Unternehmen, die wiederum den Vorteil hat, dass sie die Kreativität der Mitarbeiter fördert. Dabei gilt es die Balance zu halten.

Welche Ängste entstehen denn?

Manche Mitarbeiter haben zum Beispiel Angst, durch die Technologie nutzlos zu werden und ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Diese Angst gibt es in allen Branchen. In den USA kam eine Studie zum Ergebnis, dass sich neun Prozent der Tätigkeiten, in denen 45 Prozent der Arbeitskräfte beschäftigt sind, durch Digitalisierung und Automatisierung verändern werden. Das bringt natürlich Unsicherheit. Hier gilt es, die Mitarbeiter abzuholen und ihnen die Ängste zu nehmen.

Wo stehen Sie da heute?

Wir haben vor drei Jahren damit begonnen und ich kann heute sagen, dass wir die größte Skepsis beseitigt haben. Wesentlich dafür war, dass wir die Selbstverantwortung in der Organisation gestärkt haben.

Wie haben Sie das geschafft?

Wir haben Teams im Unternehmen selbstorganisatorisch und crossfunktional gestaltet. Die Teams entstehen projektbezogen. Die Mitarbeiter entscheiden selbst, wer in welcher Phase des Projektes ein- oder aussteigt. Die Mitarbeiter wissen oft besser, zu welchem Zeitpunkt etwa ein Statiker im Projekt gebraucht wird oder welcher Kollege am besten das Projekt leitet. Stichwort: Schwarmintelligenz. Idealerweise setzt man diesen Projektbezug auch räumlich um: Je nach Projekt sitzen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen in einem Büro. Bei uns geben das die Räume leider nicht her.

Inwiefern ändert Digitalisierung generell den Markt?

Es bekommt derjenige die Aufträge, der schnell ist und dabei trotzdem gute Qualität liefert. Der Preis ist für Kunden zweitrangig. Es gilt also in der Baubranche von der Planung bis zur Schlüsselübergabe so effizient wie möglich zu sein. Der digitale Wandel kommt. Die Frage, ob man ihn umsetzen möchte, stellt sich nicht. Man muss ihn umsetzen, die Frage ist nur, wann.

Das gesamte Interview lesen Sie im ISOCELLER 07 ab Seite 18