Der Markt hat auf uns gewartet

ISOCELL feiert Geburtstag. Bereits seit 25 Jahren steht das Unternehmen für eine nachhaltigere Zukunft im Hausbau. Zum Jubiläum spricht Gründer und Geschäftsführer Anton Spitaler über Kunden als Pioniere und Potentiale für die Zukunft.

Herr Spitaler, wenn wir auf die letzten 25 Jahre Firmengeschichte zurückblicken, sehen wir einen unglaublichen Aufstieg Ihres Unternehmens. Hatten Sie eigentlich die Vision, so groß zu werden oder ist es Ihnen einfach passiert?
Ich würde so sagen: Man muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein und Bedürfnisse erkennen. Elon Musk wurde auch ausgelacht, als er die ersten Elektroautos von Lotus herstellen ließ. Wer hätte gedacht, dass Tesla so einen Erfolgslauf hinlegt. Wir waren im Dämmstoffgroßhandel tätig und boten als Importeure von Kork und Kokos die einzigen Alter- nativen am Markt. Wir haben es aber nicht gut gefunden, dass wir Kork etwa aus Portugal impor- tieren mussten. Unsere Idee war dann, mit Recyclingmaterialien zu arbeiten – und so kamen wir relativ rasch auf Zellulose aus Altpapier. Die Pioniere sind aber eigentlich unsere Kunden, die den Dämmstoff der Zukunft auch wollten.

Haben Sie in der Gründungsphase eher nach Mitstreitern und Partnern oder nach Abnehmern gesucht?
Wir hatten natürlich Verbündete, die uns geholfen haben, unsere Idee groß zu machen. Ich bin ein Teamplayer und meine Stärke ist es, Menschen zusammenzubringen und die richtigen Talente zu scharen. So konnten wir das Schiff ISOCELL zur See bringen. Wir haben aber natürlich auch überall, wo es uns möglich war, nach Kunden gesucht und viele Gespräche geführt. Sehr oft sind wir auf Menschen getroffen, die auf einen nachhaltigen Dämmstoff gewartet haben. Wir waren und sind Teil eines Booms, der nicht von der Industrie ausgegangen ist, sondern von Menschen, die nachhaltiger und ökologischer bauen wollten.

Wie sah die Klientel am Anfang aus?
Es handelte sich um Menschen, die bewusst der Mineralwolle entsagten. Dass Papier viel kann, wussten viele Leute ja schon lange. In nasse Schuhe stopfen Menschen heute noch alte Zeitungen, damit die Feuchtigkeit entzogen wird. Es gab alte Häuser, in denen Zeitungspapier für Winddichtheit an die Wände geklebt wurde. Also es gab schon ein Bewusstsein für Papier.

Gab es aus der etablierten Industrie starken Gegenwind?
Nein, wir wurden einfach belächelt. Wir wurden unterschätzt und es gab keine wirkliche Gegenwehr. Aber das Material war sympathisch und extrem emotional behaftet. In dieser Zeit sind auch andere alternative Dämmstoffe – ob Schafwolle, Stroh, Hanf oder Baumwolle – aufgekommen, aber nur Zellulose ist explodiert. Wir haben diese Explosion nicht strategisch forciert, sondern sind einfach rausgefahren und haben versucht, unser Produkt an den Mann zu bringen – zunächst auch stark in Süddeutschland, weil wir uns hier mit unserem Standort in Neumarkt in unmittelbarer geographischer Nähe befinden. Als wir größer geworden sind, haben wir versucht, Menschen zu finden, die unsere Werte und Vision weitertragen wollten – und so haben wir dann Vertriebspartner bekommen und konnten weiterwachsen. Unsere Überzeugung war immer, es einfach zu tun und nicht große Pläne zu schmieden.

Können Sie in dieser Unternehmensgröße noch immer so arbeiten?
Nicht mehr uneingeschränkt. Seit drei Jahren haben wir eine strategische Planung. Es ist natürlich immer eine Herausforderung, wenn man wächst. Wir versuchen dennoch unseren familiären Charakter zu erhalten und den Menschen in den Vordergrund zu stellen. Da sind unsere Mitarbeiter sehr entscheidend, bei denen Teamplay und die menschliche Komponente sehr stark im Vordergrund stehen. Lange war es auch so, dass wir unsere Leute persönlich oder auf Empfehlung gefunden haben. Heute wollen natürlich auch viele bei und für uns arbeiten, weil sich unser gutes Arbeitsklima herumgesprochen hat. Das ist alles nicht selbstverständlich und kommt auch nicht von ungefähr. Wir sind sehr lernfähig und haben schon sehr früh Experten von außen hinzugezogen, die uns erklärt haben, wie wir wachsen sollen und müssen. Externer Input hat bei uns Tradition.Wir sind nicht einfach von uns überzeugt, sondern hinterfragen uns ständig. Ganz entscheidend ist bei uns auch, dass das System stärker ist als der einzelne Mitarbeiter. Kündigungen passieren auch nicht über uns, sondern gehen vom Team aus, wir sprechen sie nur aus.

Hat man in den vergangenen Jahren versucht, bewusst in gewissen Regionen Fuß zu fassen?
Es gab die Struktur eigentlich lange nicht, um gewünschte Umsatzsteigerungen in genauen Regionen in Prozentzahlen anzugeben oder Ähnliches. Es klingt ein bisschen traditionell, aber wir haben im Außendienst so etwas wie Landesfürsten, die in ihrem Revier regieren und uns Ideen bringen, wie wir uns weiterentwickeln sollen. Jede Region hat ihre eigenen Bedürfnisse, daher hat sich dieses System auch bewährt.

ISOCELL verkauft nicht nur seine Produkte in vielen Ländern, Sie unterhalten auch Produktionswerke in Österreich, Belgien, Frankreich und Schweden. Was plant ISOCELL noch für Expansionsschritte?
Wir stützen eher Märkte, in denen wir schon vertreten sind, aber vielleicht noch nicht so stark, wie wir gerne hätten. Aber auch für uns gilt, dass Stillstand Rückschritt wäre. Wir werden also mit Sicherheit weiterwachsen. Alleine deshalb, weil der Sanierungsbereich und der Holzbau wachsen werden. Es gibt sehr viel Potential – vor allem im mehrgeschossigen Holzbau.

Wenn Sie zurückdenken an den Anfang und Jungunternehmern einen Tipp geben würden: Was würden Sie ihnen raten?
Ich würde auf jeden Fall nicht zuallererst zu einem Business-Plan raten. Wir haben als Garagenbetrieb angefangen und dort tatsächlich unsere Maschinen zusammengebaut. Wir haben in Gasthaussälen Schulungen abgehalten, wir sind langsam und nach Bedarf gewachsen. Wir haben ein Wohnhaus umgebaut für den Unternehmenssitz und weil wir das Geld nicht hatten, wurde unser erstes Lager outgesourct bei einer Baufirma. Es wurde dort monatlich abgerechnet, wie viel Fläche wir gebraucht haben und wie viele Stunden der Staplerfahrer für uns unterwegs war. Erst zu unserem Zehnjahresjubiläum haben wir unsere erste Lagerhalle eröffnet. Unser Credo war immer, dass wir investieren, was wir verdienen, und heute können wir stolz sagen, dass dieser Weg belohnt wurde.

Heuer feiert ISOCELL 25 Jahre. Was wünschen Sie sich für die nächsten 25 Jahre?
Wir werden unseren Weg weitergehen. Wir haben so viele Ideen in der Schublade, die wir in den nächsten 25 Jahren verwirklichen wollen. Immer in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden, denen wir unseren heutigen Status zu verdanken haben und denen wir weiterhin das bestmögliche Service und Know-how bieten wollen.