Aus dem Bau(ch) heraus

Wolfram Reisinger ist einer der Gründungsväter von ISOCELL. Der Anwendungstechniker und Normungsausschussmitarbeiter erzählt im Interview, warum er viele Häuslbauer nicht versteht und alternative Bauphysik sein Erfolgsgeheimnis ist.

Herr Reisinger, Sie sind seit 25 Jahren im Aussendienst bei ISOCELL tätig und gelten als grosser Experte für Bauphysik, der Stammgast in Normungsausschüssen und für seine innovativen Lösungen bekannt ist, die sich nicht immer ans Lehrbuch halten. Wie kam es dazu?
Ich war schon immer ein Mann der Praxis. Als ich mein Haus vor 20 Jahren gebaut habe, habe ich mir von einem ISOCELL-Kunden einen Holzskelettrohbau hinstellen lassen. Den Rest habe ich selbst gemacht, da lernt man am meisten.

Damals hatte ich wenig Ahnung von Bauphysik, wenn wo ein Hohlraum war, habe ich ihn mit ISOCELL ausgeblasen. Durch Gespräche mit Fachleuten wie Architekten oder Zimmermeister ist mir bewusst geworden, dass es allgemein anerkannte Regeln der Technik, also Normen, gibt, die man nicht so einfach übergehen kann, da die Einhaltung im Streitfall entscheidend für Haftungen sind. Heute kann ich allerdings sagen, dass es viele Baustellen von mir gab, die keineswegs den Normen entsprachen - und trotzdem bis heute funktionieren. Aus dem einfachen Grund, dass unser Einblasdämmstoff sehr viel mehr kann, als bis dahin allgemein bekannt war. Es war dann ungefähr im Jahr 2002 als eine neue Regeln für Unterdächer veröffentlicht wurde, die ich einfach vom technischen Verständnis her nicht nachvollziehen konnte. Ich habe mich also bei Austrian Standards für eine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe beworben, die diese Regel erarbeitet hat. Die Bewerbung war erfolgreich und ich bin bis heute noch in dieser Arbeitsgruppe tätig.

Eines Ihrer Steckenpferde ist die Luftdichtheit. Ein Thema, das lange eher vernachlässigt wurde. Warum eigentlich?
Es gab für uns keine Gründe, das Thema hochzuspielen, weil es vor 30 oder 40 Jahren kaum Bauschäden gab. Dann stieg durch den Wohlstand auch der Anspruch an den Wohnkomfort. Wer hätte es sich früher leisten können in allen Räumen zu heizen und das auf 24C? Also mussten die Fenster dicht sein, sonst zieht es. Die Dämmdicken steigerten sich parallel zum Energiepreis und dem Umweltbewusstsein. Gleichzeitig nahmen die Schäden zu. Gerade am Anfang war der Hauptgrund dafür die nicht ausreichende Luftdichtheit der Gebäudehülle selbst. Ich habe diese Entwicklung von Grund auf mitbegleitet und beobachtet. Mittlerweile wissen viele, wie wichtig Luftdichtheit ist. Ich verbringe inzwischen ein Drittel bis ein Viertel meiner Zeit mit der Abklärung von Planungsdetails und ja, leider auch Schäden. Probleme gib es im Leicht- und im Massivbau - und die vielen selbst ernannten Experten mit ihren Ratschlägen lassen diese immer mehr werden. Wobei es egal ist, welche Bauweise gewählt wird. Wenn man sich bei der Planung nichts überlegt und ohne Konzept arbeitet, gibt es frühestens bei der Blower-Door-Messung böse Überraschungen und spätestens wenn die Leute einziehen. Wenigen ist vor Ermittlung der Schadensursache bekannt, dass von Schallübertragung, übermässiger Hitzeeintrag, Zugluft, Wärmeverlust bis hin zu kalten Fussboden, ein grosser Teil auf mangelnde Luftdichtheit zurückzuführen ist. Qualitativ gut ausgeführte Luftdichtheit ist ein Kostenfaktor, der sich aber auszahlt. Leider investieren die Menschen oft in andere Bereiche, die weitaus weniger wichtig sind.

Zum Beispiel?

Das ganze Interview lesen Sie im ISOCELLER 3