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Eine neue Stadt aus Holz

20 Gebäude, über 307 Wohnungen. „sue&til“, ein Wohnprojekt auf dem Areal eines alten Industriegeländes, ist eigentlich eine kleine neue Stadt. Gebaut aus Holz – und mehr als nur energieeffizient.

Im Norden der Schweiz, unweit von Zürich, liegt die zweitgrößte Stadt des Kantons Zürich: Winterthur. Die Stadt hat rund 112.000 Einwohner. Und wie viele Städte der Moderne wächst sie stetig weiter. Ein Wachstum, das Konzepte braucht, um den Menschen, die es in den Ballungsraum zieht, Raum zu bieten. Eines dieser Projekte befindet sich im Stadtteil Neuhegi, im Bereich des ehemaligen Sulzer-Areals.
Die Sulzer AG, das ist auch heute noch ein weltweit tätiger Industriekonzern, der Pumpen, thermische Turbomaschinen und Trennkolonnen, aber auch statische Mischer herstellt. Als das Unternehmen den Produktionsstandort Oberwinterthur aufgab, entstand plötzlich ein großes Areal im Osten Winterthurs, das Stadtentwicklungsgebiet wurde. Auf diesem findet heute eines der spannendsten und innovativsten Holzbauprojekte des Landes eine Heimat.
„Wir haben dieses Land vor ungefähr zehn Jahren gekauft“, erzählt Adrian Ulrich, zuständig für Holzbau beim Baukonzern Implenia und projektverantwortlich für „sue&til“, dem aktuell größten Holzbau der Schweiz. Es ist ein Projekt, das 20 Gebäude in Holzbauweise mit 307 Wohnungen sowie Geschäftsflächen im Erdgeschoss umfasst. Und ein Investitionsvolumen von 170 Millionen hatte. Insgesamt wurden rund 250.000 Holzteile verbaut. Aber warum eigentlich Holzbau? „Wir haben Möglichkeiten geprüft und einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. In diesem Prozess spielte Nachhaltigkeit früh eine Rolle und der Weg führte uns zum Baustoff Holz.“


Im Jahr 2013 erhielt Implenia die Bewilligung von der Stadt Winterthur, mit der Allianz Suisse wurde ein Investor an Land gezogen und 2015 konnte schließlich mit dem Tiefbau begonnen werden. „Wir mussten zuvor noch einen kleinen Rückbau vor Ort machen“, erklärt Ulrich. Seit September 2017 wohnen Menschen in dem Areal, das nahezu einer neuen kleinen Stadt gleicht. Einer sehr nachhaltigen.
„Das Ziel war, nach SIA-Effizienzpfad Energie zu arbeiten“, sagt Ulrich. Die Idee dahinter: Bis ins Jahr 2050 soll die Bevölkerung in der Schweiz zwei Drittel weniger Energie verbrauchen als heute, die Emissionen aus Treibhausgasen sollen gar auf ein Viertel gesenkt werden. Der Effizienzpfad Energie 2040 stellt die Basis für die Vision einer 2.000-Watt-Gesellschaft im Gebäudebereich der Schweiz dar. Neben der Betriebsenergie werden auch die graue Energie und die standortabhängige Mobilität einbezogen.


„Wir hatten immer diesen Energie­standard vor Augen und haben schon bei der Planung darauf Wert gelegt. Mir war wichtig, dass wir während der Ausführung – es waren für die 20 Gebäude insgesamt 13 Holzbauetappen erforderlich – bereits nach der ersten Etappe die Sicherheit hatten, die Auflagen zu erfüllen.“ Zu diesem Zweck setzte Implenia bei „sue&til“ auf ein System, das mess- und prüfbar war. „Wir haben uns für ein Luftdichtheitssystem von ISOCELL – mit Klebebändern, Folienführung und Co. – entschieden, bei dem wir frühzeitig mit freiwilligen Blower-Door-Messungen kleine Lecks erkennen konnten.“ Das System war mehr als erfolgreich. „Wir haben drei bis vier Messungen durchgeführt und stets Energiestandard B erreicht, das ist sogar über dem Sollwert.“
Außergewöhnlich ist an dem Gebäude aber nicht nur die Holzbauweise, sondern auch die Tatsache, dass Holz von außen nicht sichtbar ist. „Wir haben uns für eine Blech- bzw. Aluminiumverkleidung entschieden.“ 17.575 m² Alucobond-Verbundplatten kamen insgesamt zum Einsatz. Das entspricht 192.5 Tonnen.


Allgemein ist der Holzbau in der Schweiz im Kommen, Projekte der Größenordnung von „sue&til“ gehören allerdings noch zu den Ausnahmen. „Es entstehen aber gerade vergleichbare Projekte und es tut sich in den nächsten Jahren viel“, weiß Ulrich. „Für mich ist Holz rein bautechnisch extrem attraktiv. Seine im Verhältnis zum Eigengewicht sehr hohe Tragkraft ermöglicht spektakuläre Architektur und die Erfüllung ausgefallener Bauherrenwünsche. Der hohe Vorfertigungsgrad und die Planungsmöglichkeiten machen das Bauen rationell und wirtschaftlich.“ Tatsachen, von denen auch das Projekt „sue& til“ profitierte.

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