Die Holzflüsterin

Julia Bachinger arbeitet bei der Holzforschung Austria. Ihre Abteilung ist die Bauphysik, ihr Spezialgebiet: Probleme mit Feuchte und Wärme. Zuletzt beschäftigte sich die gebürtige Oberösterreicherin mit Winddichtheit. Und kam zu aufschlussreichen Ergebnissen.

Frau Bachinger, wie haben Sie zur Holzbauforschung gefunden? 
Ich habe ursprünglich Architektur studiert, war aber immer von der Bauphysik begeistert. Nachdem ich in Vorarlberg in einem Bauphysikbüro tätig war, habe ich meinen Schwerpunkt durch meine Dissertation vertieft und bin eher zufällig auf Holzflachdächer gestoßen, die vor zehn oder 15 Jahren noch 
das große Thema waren. Also jene Dächer, die zwischen den Sparren gedämmt sind und deshalb feuchtetechnisch sensible Konstruktionen sind. Als Bauphysikerin ist Holz vermutlich auch deshalb ein bisschen das spannendere Material, weil man wissen muss, wie man es richtig einsetzt. Wobei ich ja sogar finde, dass Holz nicht nur aus Sicht der Bauphysik, sondern allgemein das spannendere Baumaterial ist. 

Warum? 
Ich bin auch aus architektonischer Sicht sehr von Holz überzeugt, weil es sehr viel kann. Es gibt natürlich immer Kollegen, die meinen, Beton sei besser, weil man damit alle Formen verwirklichen könne. Aber das kann ich mit Holz auch. Nur muss man das Material dazu besser verstehen, um es richtig einzusetzen. Derlei Tatsachen machen das Arbeiten mit Holz spannender. 

„Das Material verstehen“ – so könnte man eigentlich auch Ihre Arbeit bei der Holzforschung Austria umschreiben. In welchen Facetten versuchen Sie Holz noch besser kennenzulernen? 
Ich bin im Bereich Bauphysik tätig und beschäftige mich hauptsächlich mit der Feuchte­ und Wärmeproblematik. Andere Kollegen unseres Bereichs beschäftigen sich etwa 
mit Brand­ und Schallschutz. Konkret machen wir zum kleinen Teil bauphysikalische Beratungen und Gutachten, den größeren Teil unserer Arbeit machen Forschungsprojekte mit bauphysikalischen Problemstellungen aus. Letzteres ist mein Hauptbeschäftigungsgebiet. Im Rahmen dieser Projekte haben wir Partner aus Industrie und Wirtschaft wie etwa auch Isocell. Das Betätigungsfeld reicht von Simulationen bis hin zu Labor­ und Freilandversuchen. Das Ziel ist vor allem Output, der konkret in der Praxis, also auf der Baustelle, weiterhilft, und nicht nur auf dem Papier. 

Ein großes Forschungsprojekt, das kürzlich abgeschlossen wurde, hatte den winddichten Anschluss an der Traufe im Holzbau zum Thema. Warum ist dieser spezielle Bereich von so großer Bedeutung? 
Das war ein von der FFG gefördertes Forschungsprojekt mit vielen Projektpartnern – unter anderem waren Isocell, aber auch die Innung der Dachdecker und Spengler, der Fertighausverband und viele mehr dabei. Es ging darum, dass gerade der Traufanschluss zwischen der Außenwand und dem Steildach im Bereich der Winddichtheit oftmals vernachlässigt wird bzw. auch meist schwierig herzustellen ist, weil die Sparren durchgehen und ein Vordach bilden. Um diese Sparren herum befinden sich immer wieder Anschlüsse, deren winddichte Ausführung schwierig ist. Es handelt sich also um ein kleines Detail, möchte man meinen, das allerdings komplex auszuführen ist. Wir haben uns angeschaut, was es bedeutet, an dieser Stelle nicht winddicht zu sein, und ferner die Frage gestellt: Wie können wir winddichter werden? Ein Grund, warum das ganze Projekt ins Laufen kam, war eine Formulierung der Ö­Norm B 4119 „Planung und Ausführung von Unterdächern und Unterspannungen“, in der steht, dass „geringfügige Undichtheiten zulässig“ seien für den winddichten Anschluss. Das wirft natürlich die Frage auf, was geringfügig ist – jeder interpretiert das anders. 

Welche Erkenntnisse konnten Sie aus den Forschungen ziehen? 
Eigentlich zu viele, um sie schnell in einer Frage aufzuzählen (lacht). Nein, es war natürlich ein langer Prozess mit vielfältigen Erkenntnissen. Wir haben immerhin über zwei Jahre geforscht und Laborversuche aber auch einen Freilandversuch durchgeführt. Bei den Laborversuchen haben wir uns zuerst angeschaut, ob die Dachneigung einen großen Einfluss hat. Wir haben schnell festgestellt, dass es zwischen geneigtem und Flachdach kaum einen Unterschied gibt. Wir haben drei unterschiedliche Dämmstoffe verwendet – leichte Mineralwolle, schwere Mineralwolle und Zellulose. Dabei haben wir erkannt, dass Zellulose mehr Windwiderstand hat als leichte Mineralwolle. Schwere Mineralwolle bewegte sich in einem ähnlichen Bereich wie Zellulose. Eine Grunderkenntnis war also, dass es nicht immer Folie zum Abdichten sein muss, sondern auch geeignete Dämmstoffe gute Ergebnisse liefern. Auch waren unterschiedliche Fugenbreiten ein Thema. Die Tests haben gezeigt, dass es relativ egal ist, wie groß die Fuge ist – sobald eine da ist, haben wir einen ziemlich ähnlichen Effekt der Wärmeverluste. Ein weiteres Thema war die Unterdachbahn. Reicht es, sie anzukleben? Was passiert, wenn sie am falschen Schalungsbrett angeklebt wurde? Wir haben erkannt, dass es bei falschen Abklebungen beträchtliche Wärmeverluste gibt. 

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