Herr Kraler, Sie haben als Tischlerlehrling begonnen und haben über die Meisterschule, die HTL und ein Architekturstudium in die Lehre an der Universität gefunden. Dort wurden Sie Teil eines neu gegründeten Holzbaulehrstuhls. Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Wir haben bei uns im Lehrstuhl drei Schwerpunkte: Konstruktion sowie Schall- und Brandschutz. Mein Spezialgebiet ist tendenziell der Schallschutz, wo es gerade bei Entkoppelungen und Verbindungsmitteln einer engen Zusammenarbeit mit Statikern und der Schallschutzplanung bedarf. In der Zwischenzeit bin ich aber auch im Bereich des Brandschutzes vermehrt tätig.
Ihre Dissertation handelte von „Luftdichtheit und Schallschutz im Holzhausbau“. Was waren die Erkenntnisse?
Es ging um qualitätssteigernde Maßnahmen im Zusammenhang mit Luftdichtheit und Schallschutz, weil es in diesen Bereichen am häufigsten zu Unregelmäßigkeiten kommt, es aber damals praktisch noch keine Forschung gab. Wir haben mehrere Häuser, die schon seit einigen Jahren bewohnt sind, auf Luftdichtheit und Schallschutz überprüft. Der konkrete Hintergrund war, in der Schützenstraße 57 in Innsbruck den ersten Holzbau-Viergeschosser der Tiroler Landeshauptstadt zu errichten. Das Spannende war, dass der Deckenaufbau des Gebäudes nur 34 Zentimeter dick war und wir versuchen mussten, die Bauteilschichten so zusammenzusetzen, dass die hohen österreichischen Schallschutzkriterien erfüllt werden. Das war herausfordernd und führte zu einer Reihe von Untersuchungen. Mehrgeschossiger Holzbau hatte einfach einen sehr schlechten Ruf in Sachen Schall. Warum wurde Holz diesbezüglich so schlecht bewertet? Das Problem war, dass man stets dieselben Materialien und Schichten wie beim Betonbau verwendet hatte. Klarerweise kann ich das, wenn ich nur ein Fünftel des Gewichts habe, nicht tun. Mittlerweile ist vieles von dem, was wir vor zehn Jahren herausgefunden haben, Standard geworden. Etwa, dass man eine Kiesschüttung verwendet und nicht mehr leichte Dämmschüttung.
Wie praxisorientiert ist Ihre Arbeit?
Ich habe vor allem viel experimentell gearbeitet in den letzten Jahren. Anfangs mussten wir den Holzbaubetrieben die Angst vor der Universität nehmen. Wir haben im Holzbau eher Kleinstrukturen oder Mittelbetriebe, die langsam größer wurden, anstatt großer Industriebetriebe. Um zu vermitteln, dass die Ideen der Holzbauer für uns in der Forschung sehr wichtig sind, mussten wir viele Betriebe besuchen, netzwerken oder Schulungen durchführen.
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